
Glut: Liederabend – Singisen Muri AG
Der aufstrebende Bariton Jonas Müller und der vielbeachtete Pianist Gerold Huber entfalten in Liedern von Hugo Wolf und Balladen von Carl Loewe die Glut der Wut.
Glut glimmt. Wenn die Flammen zurückweichen, bleibt Glut: eine tieferliegende, still brennende Kraft. Das zweite Konzert lotet Wut als Narrativ und Poesie aus – erzählend, verdichtet, durchwirkt von Emotion und Erinnerung. Im Wechsel folgen ausgewählte Mörike-Lieder von Hugo Wolf auf Balladen von Carl Loewe.
In der ersten Hälfte des Liederabends etablieren Loewes schwelgerische Balladen eine heile Welt, die von aufgewühlten Liedern von Wolf durchbrochen wird. Nach der Pause wendet sich das Blatt und es entfalten nun Loewes Balladen düstere Bilderwelten voller archaischer Dramatik, in denen Unrecht und Rache, Schuld und Verlust verhandelt werden. Ihnen gegenüber stehen dann Wolfs vielschichtige Lieder, die mit stiller, oft spirituell getönter Intensität antworten.
Der Kontrast der beiden Komponisten wird zur Reibungsfläche einerseits zweier musikalischer Temperamente und andererseits zweier textlicher Ausgestaltungen: Das Lineare trifft auf das Komplexe – während die Loewe-Balladen einen stark narrativen Charakter aufweisen, zeichnen sich Wolfs Lieder nach Eduard Mörike, dessen 150. Todestag auf dieses Jahr fällt, durch ihre poetische Dichte aus. Glut ist der Zustand nach dem Ausbruch, aber noch vor wortloser Stille. Sie setzt Wärme und Hitze gleichermassen frei.
Wut schreit. Sie staut sich auf, wächst, sucht ein Ventil. Oft entsteht sie dort, wo Worte fehlen, wo Grenzen überschritten werden, wo Ohnmacht zu lange ertragen wird. Manchmal richtet sie sich nach aussen und tritt heftig und unkontrolliert zutage, manchmal wendet sie sich als ständiger Druck nach innen und bleibt verborgen. In unserer Gesellschaft und Kultur wird Wut selten willkommen geheissen. Sie gilt als unberechenbar und daher gefährlich. Doch vielleicht liegt genau darin ihr Potenzial: Sie rüttelt auf, versetzt in Bewegung und verweigert sich der Anpassung und dem Ausharren in widrigen Zuständen. Im Herbst 2025 widmet sich der Veranstaltungszyklus Puls von Muri dieser Kraft. In einer Trilogie von Veranstaltugen Flammen, Glut und Asche werden verschiedene Aspekte von Wut musikalisch ausgelotet. Dabei wird Wut entfesselt, reflektiert und aufgefangen. Der Fest- und Singisen Saal wird so zum Ort der Begegnung mit einer Energie, die gleichermassen Erleichterung sucht und unbequem ist – ob zu Recht oder zu Unrecht. Wut ist nicht das Ende von Vernunft – sie kann der Anfang von Klarheit sein. Vielleicht beginnt Veränderung mit Dissonanz.
Jonas Müller – Bariton
Gerold Huber – Klavier
Programm:
Carl Loewe (1796 – 1869)
Tom der Reimer
Hugo Wolf (1860 – 1903)
Lied eines Verliebten
Carl Loewe (1796 – 1869)
Der Nöck
Hugo Wolf (1860 – 1903)
Wo find ich Trost
Carl Loewe (1796 – 1869)
Der Pilgrim vor St. Just
Hugo Wolf (1860 – 1903)
Feuerreiter
Carl Loewe (1796 – 1869)
Wandrers Nachtlied I
Wandrers Natchlied II
– Pause –
Carl Loewe (1796 – 1869)
Edward
Hugo Wolf (1860 – 1903)
Auf ein altes Bild
Carl Loewe (1796 – 1869)
Erlkönig
Hugo Wolf (1860 – 1903)
Christblume I
Carl Loewe (1796 – 1869)
Herr Oluf
Hugo Wolf (1860 – 1903)
Schlafendes Jesuskind
Carl Loewe (1796 – 1869)
Odins Meeresritt
Hugo Wolf (1860 – 1903)
Gebet
Verpassen Sie nicht das Impulsgespräch zu diesem Konzert und überbrücken Sie die Zeit zwischen Impulsgespräch und Konzert mit einem Abendessen in der Gaststube Adler.
www.jonasmuellerbaritone.de
www.murikultur.ch/puls-von-muri
Konzertkasse eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn geöffnet.
Konzertbar während der Pause geöffnet.
Weitere Info: Muri Info / Besucherzentrum
Marktstrasse 4, 5630 Muri
Telefonnummer 056 664 70 11
E-Mailadresse: [email protected]
Datum, Zeit
25. Oktober 2025
19:30-21:30 Uhr
Veranstaltungsort
Singisen Saal,
Marktstrasse 4
5630 Muri AG
Ticketpreise ab:
CHF 60.00 / 25.00
